Zwangsversteigerung Mannheim: Vierzimmerwohnung in Mannheim-Waldhof wurde für 201.000 € versteigert.
Veröffentlicht von Sanyog Yadav am
Zwangsversteigerung Mannheim: Vierzimmerwohnung in Mannheim wurde für 201.000 € versteigert.
Sie möchten wissen, wie eine Zwangsversteigerung abläuft und worauf Sie wegen der Covid-19-Maßnahmen achten müssen? Wir waren zum ersten Mal seit den neuen Corona-Regelungen bei einer Versteigerung und berichten im Folgenden ausführlich über den gesamten Ablauf. Die besuchte Zwangsversteigerung in Mannheim fand am 06.10.2020 im Kulturhaus Käfertal statt. An dem Veranstaltungsort sehen Sie, dass die Gerichte sich den Umständen angepasst haben – vielerorts wird nicht mehr im kleinen Gerichtssaal versteigert, sondern auf umliegende größere Säle ausgewichen. In Frankfurt finden z.B. ab sofort alle Versteigerungen im Kap Europa statt.
Das Versteigerungsobjekt
Es handelt sich hierbei um eine Vierzimmerwohnung, welche sich im 2. OG eines Mehrfamilienhaues im Mannheimer Stadtteil Waldhof befindet. Hier beträgt der von Dein-ImmoCenter ermittelte durchschnittliche Kaufpreis je qm ~3.100 €. Erbaut wurde das viergeschossige Mehrfamilienhaus im Jahre 1955.
Die Vierzimmerwohnung verfügt über 78,5 qm Wohnfläche und ist inkl. zwei Balkone und Keller. Der Gutachter hat für das Objekt den Verkehrswert auf 150.000 € geschätzt.
Ablauf der Zwangsversteigerung in Mannheim
Die Versteigerung wurde für 12:30 Uhr angesetzt. Achtung: man sollte vor dem Termin prüfen, ob eine Versteigerung nicht kurz vorher abgesagt wird. Es ist üblich, dass es oft zu außergerichtlichen Einigungen kommt. Unser Tipp: Am Tag der Versteigerung im Amtsgericht anrufen und fragen.
Corona-bedingt fand die Versteigerung nicht in einem Sitzungssaal im Amtsgericht Mannheim statt, sondern im Kulturhaus Käfertal. Folglich musste vor dem Eintritt jeder Teilnehmer ein Kontaktformular ausfüllen und sich dann mit einer Schutzmaske zu seinem Platz begeben (auf dem Platz durfte man die Maske dann abnehmen). Die tatsächliche Versteigerung fand in der großen Halle des Kulturhauses statt, sodass ca. 100 Stühle einzeln oder paarweise mit genügend Abstand positioniert werden konnten. Die Rechtshelferin saß auf einer erhöhten Position ganz vorne in der Halle. Mit Hilfe eines Mikrofons konnte Sie die Versteigerung moderieren, sodass jeder Teilnehmer alles mitverfolgen konnte.
Pünktlich um 12:30 Uhr eröffnete die Rechtshelferin offiziell die Versteigerung und erfragte die Anwesenheit der Beteiligten. Zuerst meldete sich niemand, jedoch kam zu einem späteren Zeitpunkt ein rechtlicher Vertreter der Eigentümerin hinzu. Nachdem die Rechtshelferin den Gläubiger (Vertreter der Sparkasse Rhein Neckar Nord) vorstellte, trug Sie vor den ca. 40 Interessenten die nötigen Informationen zum Objekt vor.
Dabei wurden auch die Eintragungen im Grundbuch vorgelesen. Aus dem Grundbuch ging keine bestehende Grundschuld hervor. Lediglich eine Grunddienstbarkeit für die Stadtwerke blieb bestehen.
Danach konnte das Bieterverfahren beginnen.
Ab diesem Zeitpunkt konnte jeder Interessent sein Gebot abgeben.
Die Mindestbietzeit beträgt 30 Minuten.
Das Mindestbargebot lag bei 6.700 €, bestehend aus den Gerichtskosten und der Grundsteuer vom 1.10-20.10.2020.
Bei einem Kauf kommt zudem noch die Grunderwerbsteuer, die Gebühr für die Eintragung ins Grundbuch und die Zuschlagsgebühr des Gerichts hinzu.
Jeder Bieter musste beim Erstgebot zuerst zum Rechtshelfer, um sich auszuweisen. Dann konnte jeder von seinem Sitzplatz aus mitbieten.
Das Bietverfahren
Der erste Herr begab sich zur Rechtshelferin, wies sich aus und teilte sein Gebot mit.
74.000 Euro sollte das Erstgebot sein.
Ein weiterer älterer Herr ließ nicht lange auf sich warten und Schritt nach vorne: 80.000 € war sein Gebot.
Direkt nach der Verkündigung legte ein junger Mann sein Angebot von 100.000 € vor und erhöhte damit das vorherige Gebot deutlich.
Eine Dame mittleren Alters beobachte aufmerksam die Gebote und trat nun ebenfalls vor.
Mit 130.000 € überschritt auch Sie das Gebot vor ihr deutlich.
Als wären die restlichen Interessenten geschockt kam es zu einer 5-minütigen Pause in der niemand ein Gebot abgab.
Schließlich erhöhte ein älterer Herr auf 135.000 €.
Der junge Mann der das dritte Gebot abgegeben hatte verließ den Saal um zu telefonieren, kam dann aber relativ schnell zurück und erhöhte das Gebot auf 140.000 €.
Wieder kam es zu einer Pause, in der zwei Telefone klingelten. Die Rechtshelferin nahm dies mit Humor und wiederholte das aktuelle Gebot.
Halbzeit im Bietverfahren
Die Hälfte der Mindestbietzeit war nun abgelaufen. Einer der Bieter kam vor zur Rechtshelferin, hatte jedoch nur eine inhaltliche Frage und saß sich dann zurück auf seinen Platz.
Dann unterbrach die Dame mittleren Alters schließlich die lange Bietpause und erhöhte minimal auf 140.500 €.
143.000 € wurde von einer weiteren Dame geboten.
Die Rechtshelferin sagte an, dass die Mindestbietzeit noch 5 Minuten betrug. Nun überschlugen sich die Gebote.
Der junge Mann vom Beginn der Versteigerung bot 146.000 €.
Daraufhin antwortete die Dame mit einem direkten Gebot von 147.000 €.
Es begann ein Wettbieten zwischen den beiden Interessenten.
Nachdem das Gebot 162.000 € erreicht wurde, verlor die Dame das Interesse und zog sich zurück.
Folglich sprach die Rechtshelferin das Gebot aus:
„Zum Ersten…zum Zweiten..“ Aus dem Nichts meldete sich der erste Bieter und erhöhte das Gebot auf 163.000 €.
Der junge Mann wirkte entschlossen auch diesen Mitbieter ausstechen zu können und erhöhte wieder auf 164.000 €
Die beiden Männer boten gegeneinander mit schnellen Bietschritten.
Schließlich erreichte der ältere Herr die 200.000 € Marke und wirkte entschlossen seinen Mitbieter endgültig übertroffen zu haben.
Der junge Mann überlegte und wartete bis zum zweiten Ausruf der Rechtshelferin um dann auf 201.000 € zu erhöhen.
Sein Konkurrent wirkte überrascht und winkte ab, für ihn war seine Grenze sichtlich überschritten.
Zuschlag bei 201.000 €
Die Rechtshelferin sprach das Gebot aus: „201.000 € zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, sie können jetzt noch ein letztes Gebot abgeben.“
Der junge Mann bekam schließlich den Zuschlag für sein letztes Gebot.
Die Bietzeit wurde offiziell um 13:26 Uhr beendet und der Beschluss vorgelesen. Die Wohnung ging somit an den Höchstbietenden für 201.000 € über.
Unser Tipp: Bevor Sie eine Versteigerung besuchen, informieren Sie sich über den aktuellen Marktpreis für vergleichbare Objekte. Mit dem Capital Immobilien-Kompass können Sie ganz einfach den durchschnittlichen Marktpreis der Region ihrer Wahl herausfinden. Damit können Sie vor der Versteigerung kalkulieren bis zu welchem Preis Sie mitbieten und ab wann Sie vielleicht besser aussteigen sollten.
Die Zwangsversteigerung in Mannheim endete und der junge Mann durfte sich über den Erwerb der Immobilie freuen. Zurecht, da die Wohnung Wertsteigerungspotential besitzt. Der von Dein-ImmoCenter ermittelte potentielle Marktwert liegt bei 246.000 € (Potentieller Wert des Objekts, wenn es in einem marktüblichen Zustand verkauft werden würde. Der Wert wird anhand von aktuellen durchschnittlichen Kaufpreisen in der Region und der vermietbaren Fläche des Objekts berechnet.). Unter dem Strich ist der Kaufpreis somit angemessen für den jetzigen Immobilienmarkt.
Sie wollen mehr über Zwangsversteigerungen erfahren?
Dann besuchen Sie auf Dein-ImmoCenter. Aktuell sind ca. 4000 Objekte am Markt (sehen Sie hier die aktuelle Entwicklung von Zwangsversteigerungen während der Corona-Krise)
Anhang – Alle Bietschritte im Überblick
- 74.000 €
- 80.000 €
- 100.000 €
- 130.000 €
- 140.000 €
- 140.500 €
- 143.000 €
- 146.000 €
- 147.000 €
- 148.000 €
- 150.000 €
- 151.000 €
- 155.000 €
- 156.000 €
- 158.000 €
- 160.000 €
- 162.000 €
- 163.000 €
- 164.000 €
- 165.000 €
- 166.000 €
- 180.000 €
- 181.000 €
- 182.000 €
- 183.000 €
- 184.000 €
- 185.000 €
- 186.000 €
- 190.000 €
- 191.000 €
- 193.000 €
- 194.000 €
- 197.000 €
- 198.000 €
- 200.000 €
- 201.000 €
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